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Die Geschichte von Sint Maarten/Saint Martin – ein Splitter von Europa

Wie ein kleines Eiland zu seiner facettenreichen Historie kam

Die Entdeckung von St. Maarten

Die Geschichtsschreibung von Sint Maarten/Saint Martin beginnt mit einem großen Entdecker:

Christoph Kolumbus kam am 11. November 1493 an der Insel vorbei und benannte sie nach dem Bischof St. Martin von Tours, weil der gerade seinen Gedenktag hatte. Das ist übrigens der Heilige Martin, der der Legende nach seinen Mantel für einen Bettler geteilt hat.

Das passt auch, weil Kolumbus das kleine Fleckchen Erde nur 94 km² groß und die Eingeborenen, die darauf lebten, sehr armselig fand. Es gab offensichtlich keine Bäche, kein Gold und auch sonst nichts, wovon die Auftraggeber von Kolumbus in Kastilien profitieren konnten, allenfalls war die Insel gut genug, um Gefangene auf ihr zu verbannen, was er dann auch tat. Er machte sich also nicht einmal die Mühe, an Land zu gehen, und so hatte das frisch getaufte Eiland noch für ein Jahrhundert Ruhe. Erst danach wurde es ziemlich turbulent – aber lesen Sie weiter, denn es gibt ein Happy End.

Der Mythos der Karibik entsteht

Die indigene Bevölkerung – die Arawaks und die Kariben, die auf der Insel lebte, nannte die Insel Sualouiga und Oualichi, was Salzinsel bedeutet, weil es hier die Möglichkeit zur Salzgewinnung gibt. Auch anderswo war das weiße Gold sehr gefragt und die Weltgeschichte erfasste im 17. Jahrhundert auch St. Maarten. Während sich Spanier, Portugiesen, Engländer, Niederländer und Franzosen um Mittel- und Südamerika stritten, machten sich weniger einflussreiche Staaten, Handelskompanien und Abenteurer über die Inselwelt der Karibik her. Hier tummelten sich Dänen, Schweden, Kurländer, Piraten und die Westindien-Kompanien mehrerer Länder. Zu behaupten, dass die Situation ziemlich unübersichtlich war, wäre eine maßlose Untertreibung. Bis heute warten versteckte Schätze und untergegangene Schiffe darauf entdeckt zu werden. Und wer weiß? Vielleicht finden Sie bei einem Urlaub auf Sint Maarten ja ein wenig mehr als nur Erholung.

St. Maarten unter wechselnder Herrschaft

Auf der Suche nach neuen Salzvorkommen und sicheren Häfen entdeckte die niederländische Westindien-Kompanie St. Maarten für sich. Ab 1624 kamen immer öfter Schiffe hierher, bald darauf entstand eine feste Niederlassung mit eigenem Inselgouverneur. Man baute 1631 / 32 eine Verteidigungsanlage, aus der später das Fort Amsterdam entstand und zog sich damit den Unwillen der Spanier zu, die sich nur eine Tagesreise entfernt auf Puerto Rico niedergelassen hatten.

1633 rückte eine Armada aus fast 100 Schiffen aus und eroberte die Insel, womit sie erst mal wieder „St. Martín“ hieß. 1629 versuchten die Franzosen erfolglos die Insel einzunehmen. Die Spanier hielten sich, aber nur mit Mühe. Die Garnison musste mehr schlecht als recht von außen versorgt werden. Währenddessen stärkten ab 1634 die Niederländer ihre Stellung auf dem benachbarten Curaçao und auf Sint Eustatius. 1644 waren sie bereit zum Schlag. Unter dem Direktor der niederländischen Westindien-Kompanie Peter Stuyvesant schlugen sie zu. Es dauerte eine Weile, bis die letzten Spanier abzogen, aber dann wurde St. Martín wieder zu St. Maarten. Das wiederum passte den Franzosen nicht, die ein paar Jahre später anrückten.

Die Border Legend von St. Maarten/Saint-Martin – eine Geschichte über Rotwein und Gin

Der Legende zufolge beschloss man die Gebietsansprüche zur Abwechslung mal unblutig zu regeln. Am 23. März 1648 trafen sich die Delegationen der beiden Länder auf dem Concordia-Hügel. Jede Seite schickte einen Mann los, der die Küste jeweils in entgegengesetzter Richtung entlanglaufen sollte. Vermutlich an der Ostküste bei Oyster Pond starteten die beiden Repräsentanten Rücken an Rücken stehend, der Franzose in nördliche Richtung und der Holländer in südliche Richtung. Von dort, wo sie sich treffen sollten, wollte man eine Linie zum Ausgangspunkt ziehen und somit die Insel in zwei Hälften teilen. Dass der französische Teil der Insel um einiges größer ist, wird den Durstlöschern zugeschrieben, die die beiden Männer bei sich hatten: Rotwein für den Franzosen, Gin für den Niederländer. Wenn Sie die Insel besuchen, raten wir Ihnen dringend davon ab, dieses Ereignis wieder aufleben zu lassen – die Strände sind einfach viel schöner, wenn man nicht völlig betrunken ist.

Egal ob etwas an der Legende dran ist oder nicht, eine Schnapsidee war die ganze Sache jedenfalls nicht: Man einigte sich und schloss den Vertrag von Concordia, der (mit Unterbrechungen) bis heute gilt. Darin sicherte man sich nicht nur zu, die Landesgrenzen zu respektieren, sondern auch als Freunde und Alliierte zusammenzuleben.
Nun hatte die Insel zwei Namen: Im Norden hieß sie Saint-Martin, der Süden weiterhin Sint Maarten.

Die Engländer wollen St. Martin

Nach dem holländisch-französischen Abkommen besetzten britische Truppen die 2-3 Segelstunden entfernte Nachbarinsel Anguilla, um von dort aus das Treiben der neuen Gemeinschaft genauestens zu beobachten. Fast zwanzig Jahre lang lebte man friedlich zusammen, bis ab 1667 die Engländer die Insel mehrmals überfielen. Aber das war nur das Vorspiel zum Englisch-Niederländischen Krieg von 1672 bis 1674, in dem Dänemark-Norwegen aufseiten der Niederländer und Frankreich aufseiten der Engländer stand – wie gesagt, die Situation war unübersichtlich. Von St. Maarten aus flüchteten sich die bedrängten Niederländer nach Tobago und schlugen 1676 mit einer großen Flotte zurück, konnten die Insel aber nicht von den Franzosen zurückerobern, die inzwischen die Kontrolle übernommen hatten. Das schafften 1690 die Engländer, die die Insel aber 1697 im Frieden von Breda an die Franzosen zurückgeben mussten. Da man die dort stationierten französischen Soldaten aber woanders dringender brauchte, zog man 1702 die meisten davon ab und erneut übernahmen die Niederländer einen Teil der Insel.

St. Maarten im 18. und 19. Jahrhundert – und die Steuerfreiheit

1715 lebten ungefähr 43 Niederländer und 350 Franzosen zusammen mit ihren Sklaven auf der Insel. Neben Salz war das Zuckerrohr der Hauptexportartikel und der Handel florierte in den folgenden, relativ ruhigen Jahrzehnten. So wuchs die Bevölkerungszahl bis 1789 auf über 1.000 Menschen westlicher Abstammung. Im gleichen Zeitraum vervielfachte sich aber auch die Zahl der Sklaven auf über 4.000.

Die Engländer bastelten derweil fleißig an ihrem Empire und wollten sich von den Niederländern und Franzosen nicht den Schneid abkaufen lassen, die 1798 die Festung Fort Louis errichteten. Von dort aus konnte man die von den Briten besetzt Insel Anguilla im Auge behalten.

Ab 1779 schauten die Briten trotzdem wieder regelmäßig auf St. Maarten vorbei und kontrollierten ab 1784 einen Großteil der Insel. 1810 übernahmen sie wieder komplett die Kontrolle. Auf dem Wiener Kongress wurde die Insel 1816 erneut an die Franzosen und Niederländer zurückgegeben.

Weil es aber beim Handel nicht mehr so gut lief, erklärten beide Nationen ihre Provinzen zum Freihafen und verzichteten darauf, von einlaufenden Schiffen Steuern zu verlangen. Salz und Zuckerrohr hatten an Bedeutung verloren und da auch Tabak, Indigo, Rinder, Baumwolle und Rum nur wenig Geld einbrachten, wurde es wieder ruhig auf St. Maarten. So ruhig, dass trotz Steuerbefreiung immer mehr Menschen abwanderten. Bis zum heutigen Tage besteht der Status der Steuerfreiheit ganz zur Freude der Inselbewohner und der zahlreichen Touristen, die diesen Vorteil beim Shoppen in den Luxus-Geschäften und Boutiquen freudig nutzen.

St. Maarten im 20. Jahrhundert

Erst der 2. Weltkrieg rüttelte die Insel wieder wach. Während des Krieges besetzten die Amerikaner die Insel und bauten 1943 an der Simpson Baai eine 1.200 m lange Landebahn. Später wurde daraus der internationale Princess Juliana Airport und mancher GI erinnerte sich daran, dass man auf Sint Maarten schön Urlaub machen konnte.

Nach dem Krieg wurde die Verwaltung neu organisiert und immer mehr Amerikaner entdeckten „die freundliche Insel“ als Reiseziel. Hotels entstanden und 1972 wurde der neue Flughafen eröffnet. Diese erfreuliche Entwicklung setzte sich fort bis 1995, als man nach dem Hurrikan Luis noch einmal von vorn beginnen musste.

Seit dem 10.10.2010 ist Sint Maarten ein unabhängiges Land innerhalb des Königreichs der Niederlande. Der französische Teil ist seit 22.02.2007 ein französisches Überseegebiet mit den Kompetenzen einer Gemeinde, eines Departements und einer Region. Saint-Martin ist Teil der Europäischen Union und der Eurozone, aber nicht des Schengen-Raums.

Die Situation bleibt also ein wenig unübersichtlich, aber Urlauber auf St. Maarten sind sich darüber einig, dass man gut damit leben kann.

Die Geschichte von St. Maarten/Saint-Martin erleben

Überall auf der Insel stößt man auf historische Gebäude, die teilweise nach den Hurrikans Donna und Luis liebevoll wieder aufgebaut wurden. Neben Fort Louis, Fort Amsterdam und Fort Willem ist zum Beispiel das alte Gefängnis von Marigot (auf dem Weg zum Fort Louis gut zu erreichen und etwa genauso alt wie dieses) zu nennen. Es wurde bis 1968 als Gefängnis genutzt und dann in eine Feuerwache umgebaut.

Das historische Gerichtsgebäude von Philipsburg (Courthouse) war der Sitz der Gouverneure der Insel und wird heute zur Rechtsprechung genutzt. Es wurde 1793 von Commander John Phillips, dem Gründer der Stadt, errichtet und versprüht den Charme der Kolonialzeit. Die Ananas auf dem Glockenturm ist übrigens ein Willkommenssymbol, das in der ganzen Karibik bekannt ist.

Den Concordia Hill und den Border Obelisk darf man sich natürlich nicht entgehen lassen. Das Denkmal wurde 1948 zum 300-jährigen Jubiläum errichtet und ist eines der wenigen sichtbaren Zeichen dafür, dass man hier von einem Land in ein anderes wechselt.

Details zur Geschichte der Insel bekommt man im „Museum auf den Spuren der Arawaks“ (museesaintmartin.e-monsite.com)und der „St. Maarten National Heritage Foundation“(www.museumsintmaarten.org).

Wer wissen will, wie man über Generationen hinweg auf St. Maarten gelebt hat, der findet im Old House an der Route de Quartier d‘Orléans Erinnerungsstücke aus der Zeit der Plantagen.